15.08.2023
Gitte Hellwig

Klima- und Umweltveränderungen: Die wachsende Gefahr

Zwei aktuelle Gutachten warnen vor den Auswirkungen von Hitzewellen, die bereits zu Tausenden von hitzebezogenen Todesfällen in Europa geführt haben. Die Gutachten fordern dringend lokale und globale Maßnahmen, um die Gesundheitsrisiken durch Hitzestress zu minimieren und die Umwelt zu schützen – denn Mensch und Natur sind untrennbar miteinander verbunden.

Zwei kürzlich erschienene Gutachten des Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) und des Wissenschaftlichen Bereits für globale Umweltveränderungen (WBGU) thematisieren den direkten und indirekten Einfluss von Klima- und Umweltveränderungen auf die menschliche Gesundheit. Beide betonen die zunehmende Gefahr von Hitze. So gab es im Sommer 2022 bereits rund 60.000 hitzebezogene Todesfälle alleine in Europa. In Folge des Klimawandels werden Hitzewellen häufiger und dauern länger an.  Das bedeutet Stress für den menschlichen Organismus, denn: Hitze kann bestehende Krankheiten verstärken und neue Krankheiten auslösen. Erkrankungen als Folge von Hitze reichen von Erschöpfung und Schlafproblemen über körperliche Veränderungen wie Ausschläge bis hin zu schweren Erkrankungen mit Todesfolge. So kann starke Hitzebelastung etwa zu einem Hitzschlag führen, der für mehr als drei Viertel der Betroffenen tödlich endet. Die Überlebenden tragen häufig organische oder neurologische Schäden davon. Dabei gelten viele Erkrankungen, die durch Hitzestress verursacht werden, als vermeidbar. Die Gutachten betonen die Bedeutung einer intakten Umwelt für die menschliche Gesundheit und zeigen lokale und globale Handlungsfelder auf, um Gesundheitsrisiken wie Hitze zu begegnen.

 

Folgen für die menschliche Gesundheit

Das Gutachten Umwelt und Gesundheit konsequent zusammendenken des SRU empfiehlt, präventiv Maßnahmen zu ergreifen, um Menschen vor Hitze zu schützen. Der Handlungsbedarf ist groß, denn Hitzewellen haben stark zugenommen und mehr Menschen sind betroffen. So leben immer mehr Menschen in Städten, die im Vergleich zu ländlichen Regionen besonders stark aufheizen. Zusätzlich steigt in Europa der Anteil an älteren Personen in der Bevölkerung, die besonders gefährdet sind. Neben älteren Menschen gehören Menschen mit Vorerkrankungen, Schwangere und Kinder zu den Risikogruppen. Das Gutachten des SRU verdeutlicht jedoch auch, dass die Gefahr durch Hitze nicht nur von körperlichen Vorrausetzungen abhängig ist. Lebens- und Arbeitsbedingungen beeinflussen das Risiko zu erkranken ebenfalls. So werden Menschen, die draußen arbeiten, bei Hitze besonders stark belastet, ebenso wie obdachlose Personen.

Neben direkten Folgen für die Gesundheit kann auch das Gesundheitswesen selbst und damit die medizinische Versorgung durch die Hitze leiden. So steigt die Arbeitsbelastung in Einrichtungen des Gesundheitswesens, während gleichzeitig Personal in Folge von Hitze ausfallen kann.

Das Gutachten Gesund leben auf einer gesunden Erde des WBGU thematisiert ergänzend zum SRU auch die globalen Folgen von Hitze für Tiere und Ökosysteme. Auch sie können sich nur begrenzt an hohe Temperaturen anpassen, verlieren ihre Lebensräume und können lokal aussterben. Diese Umweltveränderungen, die die Tier- und Pflanzenwelt enorm belasten, haben auch Einfluss auf die menschliche Gesundheit: Hitze, Dürren und Wassermangel führen zu geringeren Ernteerträgen und Missernten. In der Tierhaltung nehmen Milchproduktion und Legeleistung bei Geflügel ab. Als Folge leiden Menschen in verschiedenen Regionen an Hunger, Mangel- und Unterernährung. Dabei sind Menschen weltweit ungleich betroffen.

 

Lokale Klimaanpassungen als Schutz vor Hitze

Um das Gesundheitsrisiko ausgehend von Hitzestress zu verringern, fordert der SRU neben einem konsequenteren Klimaschutz die Förderung von Klimaanpassungsmaßnahmen. Da Temperaturen und Hitzebelastung regional variieren, empfiehlt der SRU, dass Länder und Kommunen eigene Klimaanpassungsstrategien entwickeln.

Dazu gehören Maßnahmen zur Anpassung von Quartieren und Gebäuden. Vorgaben für Neubauten und Anpassungsmaßnahmen für Bestandsgebäude sollen helfen, Innenräume möglichst kühl zu halten. Entsiegelung und Grünanlagen können dazu beitragen, das Mikroklima positiv zu beeinflussen.

Neben der Umgestaltung menschlicher Lebensräume sollen Informationen in Form von Warnungen und Verhaltenstipps die Bevölkerung auf Hitzewellen vorbereiten und für das Thema sensibilisieren. Darüber hinaus sollen niedrigschwellige Angebote für besonders gefährdete Gruppen wie auch alleinlebende und obdachlose Personen zur Verfügung gestellt werden.

 

Global Handeln

Der WBGU betont die Untrennbarkeit der menschlichen Gesundheit und der Natur. Er sieht die Notwendigkeit in einer globalen Umwelt- und Gesundheitsgovernance und setzt damit auf systemübergreifende Kooperation und Teilhabe. Dabei sind die Handlungsfelder groß: Die Gesundheitssysteme müssen weltweit an die Umweltveränderungen angepasst werden. Für den Schutz der gesamten Natur und der menschlichen Gesundheit müssen die planetaren Leitplanken eingehalten werden und vulnerable Gruppen, wie zum Beispiel Kinder, körperlich oder psychisch beeinträchtigte Menschen und Menschen mit geringem Einkommen, müssen weltweit Solidarität erfahren.

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